Implantate aus dem Ausland: Geniestreich oder Reinfall?

Implantate aus dem Ausland: Geniestreich oder Reinfall?

Wer sich oft im Netz bewegt und sich mit Überlegungen von Implantaten auseinandersetzt, wird von Suchmaschinen, Facebook & Co. erkannt und „gnadenlos“ mit ganz besonderen Angeboten versorgt. Die Werbung im Internet funktioniert nun einmal so, unsere Rechner bzw. die Suchmaschinen merken sich, was uns bewegt. Und reagieren darauf mit entsprechenden Werbeanzeigen. Die klingen natürlich äußerst verlockend. Und die Vorstellung, einen kleinen Urlaub in einem Schönwettergebiet zu buchen und quasi nebenbei mit hochwertigen Implantaten wieder nach Hause zu kommen, klingt wirklich toll. Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold. Oder, in diesem Fall passender: Titan. Oder Keramik ...

Die Kostenaufteilung von Implantaten

Generell muss man die Kosten, die für Implantate entstehen, aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Da sind zunächst einmal die Materialkosten. Hinzu kommen die Laborkosten. Unter Umständen müssen zusätzliche Kosten für mögliche zusätzliche Materialien einkalkuliert werden. Und natürlich muss auch der Zahnarzt bezahlt werden.

Ist das Know-how im Ausland minderwertig?

Hier eine grundsätzliche Aussage zu treffen, ist erstens unmöglich und zweitens nicht seriös. Denn eine Praxis im Ausland kann genauso hochwertig und modern ausgestattet sein wie es bei Praxen hierzulande der Fall ist. Gleiches gilt für die Qualifikation der Zahnärzte.
Es fällt allerdings schwerer, sich ein Bild von der anvisierten Praxis zu machen, wenn man lediglich das Internet als Quelle hat. Es ist auch nicht anders als im Urlaub. Liest man sich Online-Broschüren durch, leuchtet alles in den schönsten und hellen Farben. Stellt sich später heraus, dass „Verkehrsgünstig gelegen“ letztlich bedeutet, dass man den ganzen Tag Straßen- und Baustellenlärm in den Ohren hat, ist es schnell vorbei mit der Freude übers vermeintliche Schnäppchen. Bei Implantaten ist das nicht anders. Man kann Glück oder eben Pech haben. Die Folgen sind jedoch gravierender als bei einem misslungenen Urlaub.

Problem Zeitfaktor

Selbst wenn man unterstellt, dass die ausgewählte Praxis im Ausland vergleichbare Voraussetzungen bietet, wie man es in Deutschland erwarten kann (die Anforderungen an Spezialisten für Implantologie sind hierzulande sehr hoch), es gibt einen weiteren Grund, der zumindest zum Grübeln anregen sollte. Die Angebote aus dem Ausland versprechen meist sehr schnelle Lösungen. Doch das ist etwas, das kaum gehalten werden kann, ohne den Grundsätzen der Gründlichkeit zu widersprechen. Nicht umsonst finden vor dem Einsetzen von Implantaten zunächst umfangreiche Vorgespräche statt. Eine Anamnese ist wichtig, eventuell muss erst ein Knochenaufbau stattfinden oder eine Paradontitisbehandlung durchgeführt werden, bevor das Implantat gesetzt werden kann. Die Implantate müssen präzise angepasst und nachkontrolliert werden, und zwar über einen längeren Zeitraum. Wer nun all das ebenfalls im Ausland durchführen möchte, muss neu kalkulieren, denn so viel Urlaub steht den wenigsten zur Verfügung.

Erfindungsreiche Leser werden jetzt vielleicht einwenden: „Kein Problem, die Nachbehandlung kann doch hier, in Deutschland, erfolgen. Also alles in Butter, oder?“
Nun, eher nicht.

Warum der Zahnarzt die Finger von ausländischen Implantaten lässt

Selbst der hilfsbereiteste Zahnarzt wird wahrscheinlich eher abwinken, wenn ein Patient mit Problemen in seine Praxis kommt, der seine Implantate aus dem Ausland hat. Das hat weniger mit einem Trotzverhalten zu tun, sondern vielmehr mit Regressansprüchen. Die kommen nämlich womöglich auf den Zahnarzt zu, wenn etwas schiefgeht. Und das will (und muss naturgemäß) jeder Zahnarzt vermeiden.

Ein weiteres Problem: Wurden in Deutschland Nachbehandlungen durchgeführt, verfallen womöglich Ansprüche beim Behandler im Ausland.

Fazit

Implantate aus dem Ausland ganz allgemein zu verteufeln, ist wenig zielführend und auch nicht fair. Gänzlich abzuraten ist jedoch von einer naiven Haltung, gemäß dem Motto: Wird schon gut gehen. Für Implantate aus dem Ausland wie auch aus dem Inland gilt, dass es lohnt, sich unterschiedliche Angebote einzuholen und die Zeit vor der eigentlichen Behandlung gut zu nutzen. Hier zeigt sich meist schon, wie seriös der behandelnde Zahnarzt an die Sache herangeht.
Und eines muss auch klar sein: Das Risiko, durch Implantate aus dem Ausland Probleme zu bekommen, ist deutlich höher. Das kann man drehen und wenden, wie man will.